Landkreis Hersfeld-Rotenburg:
Trotz Pandemie kein Corona-Jahrgang

COVID19-Live-Blog

Ein Artikel von Redaktion (pm)

Der Ausbildungsmarkt in der Region Hersfeld-Rotenburg hat sich während der Corona-Pandemie relativ robust gezeigt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr der Berufsberatung suchten über die Arbeitsagentur Bad Hersfeld 672 junge Frauen und Männer eine Ausbildungsstelle – 5,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl der von der Arbeitsagentur akquirierten Ausbildungsstellen ging um 12,2 Prozent auf 925 zurück.

Rechnerisch kamen 138 Ausbildungsstellen auf 100 Bewerber. Damit stellte sich die Ausbildungsmarktlage für Bewerberinnen und Bewerber deutlich günstiger als im Bundes- und Hessendurchschnitt dar. Lediglich 20 Jugendliche und junge Erwachsene sind aktuell noch ohne Lehrstelle oder eine schulische Alternative.

„In unserer Region wird es keinen Corona-Jahrgang 2020 geben, obwohl durch den vorübergehenden Lockdown samt Schließung der Schulen der Berufswahlprozess der jungen Menschen beeinträchtigt wurde“, freute sich Waldemar Dombrowski Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, bei der Telefonkonferenz „Ausbildung und Qualifizierung“, „Mit zahlreichen Jugendlichen konnten wir telefonische Beratungsgespräche führen und digitale Dienstleistungen anbieten.“

Gemeinsam mit den regionalen Netzwerkpartnern zog die Arbeitsagentur eine Bilanz des Ausbildungsjahres 2019/20. Sorgen bereitet diesen weiterhin die Stellenseite: In diesem Jahr blieben trotz längerer Laufzeiten der Stellenangebote 123 Ausbildungsstellen unbesetzt – 32 mehr als vor einem Jahr. Hier wurde deutlich: Die Suche nach ihren Fachkräften von morgen stellt die regionale Wirtschaft weiterhin vor große Herausforderungen, besonders im Handwerk, aber auch im kaufmännischen Bereich sowie im Einzelhandel.  

Agenturchef Dombrowski lobte Betriebe, Kammern und Berufsschulen, die sich auf die widrigen Umstände eingestellt und die Voraussetzungen für einen möglichst reibungslosen Ablauf der Ausbildung und der Prüfungen geschaffen haben.

Angesichts der anhaltenden Pandemie mit ihren widrigen Rahmenbedingungen sieht Waldemar Dombrowski erhebliche Herausforderungen für das Ausbildungsjahr 2020/21. Deshalb erprobe sein Haus derzeit die Videoberatung, die auch unabhängig von der jetzigen Krisensituation ein zukunftsweisendes Format darstellen dürfte.

Die Netzwerkpartner Industrie- und Handelskammer sowie die Kreishandwerkerschaft Hersfeld-Rotenburg beurteilen das Ergebnis wie folgt:

Julia Kossack, Leiterin IHK-Servicezentrum Hersfeld-Rotenburg:

„Der Ausbildungsmarkt der IHK-Berufe im Landkreis Hersfeld-Rotenburg hat sich, entgegen dem Bundestrend, positiv entwickelt. Während im Bundestrend derzeit negative Zahlen gemeldet werden, weist die Statistik im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ein Plus von zwei Prozent aus.  Ausschlagend hierfür ist das Engagement der Ausbildungsunternehmen, die trotz schwierigem Umfeld in der Fachkräfteentwicklung nicht nachgelassen, sondern strategisch richtig entschieden haben. Ebenso hat die IHK seit Mai eine breit angelegte Kampagne aufgelegt, die zahlreiche Webinare und Angebote wie digitale Elternabende beinhaltet. Wir haben in diesem Jahr besonders stark beraten, sowohl auf Unternehmens wie auch auf Schülerebene, IHK-Bildungsberater. Mit derzeit 566 geschlossenen Ausbildungsverträgen (in 2019: 555) ist dies eine sehr erfreuliche Entwicklung. In der Berufsgruppe der kaufmännischen Berufe liegt das Ergebnis knapp unter dem Vorjahr. Hervorzuheben ist aber hier die Steigerung der eingetragenen Verträge im neuen Ausbildungsberuf E- Commerce.

Die Berufsgruppe der gewerblich-technischen Berufe schließt mit einem deutlichen Plus ab.

Besonders in den Berufen der Baubranche (z. B. Baugeräteführer*in, Tiefbaufacharbeiter*in) verzeichnet die IHK Zuwächse, während die anderen Berufsgruppen (Metalltechnik, Chemie, Biologie) leicht im Plus liegen. Der Bereich Handel ist stabil geblieben.

In der Berufsgruppe des Verkehrs- und Transportgewerbes (z. B. Berufskraftfahrer*in) wurden weniger Ausbildungsverträge geschlossen. Ebenso im Bereich der Gastronomie. Erfreulich sind aber die 13 neuen Ausbildungsverträge in der Systemgastronomie, die durch ein Projekt mit einer vietnamesischen Schule und der IHK als Schnittstelle vermittelt werden konnten.

Das Ergebnis ist jedoch, trotz der schwierigen Lage, als sehr erfreulich zu bezeichnen.“

Hans-Wilhelm-Saal, Hauptgeschäftsführer Kreishandwerkerschaft Hersfeld-Rotenburg:

„Nach wie vor fehlen in unterschiedlichen Gewerken des Handwerks die nötigen Nachwuchsfachkräfte. Während wir im Baubereich ein kleines Plus von Auszubildenden verzeichnen und in diesem Jahr 50 neue Lehrlinge begrüßen können, gestaltet sich die Suche in anderen Gewerken zum Großteil sehr schwierig. Sorgen bereitet uns die Akquise von Auszubildenden im Fleischer- und Bäcker- und Frisörhandwerk, für das sich die jungen Menschen immer seltener begeistern können. Viele Betriebe befinden sich weiterhin auf der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerber und sind bereit, auch in den kommenden Wochen noch Ausbildungsverträge abzuschließen. Kreishandwerksmeister Marco Diegel fordert die Betriebe weiter auf, genug Praktikumsplätze zur Verfügung zu stellen.“

Die Bilanz der Daten zur Ausbildungsvermittlung bedeutet nicht das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Jugendliche und junge Erwachsene, die weder einen Ausbildungsplatz noch eine tragfähige Alternative gefunden haben, sollten zwecks Beratung und Nachvermittlung umgehend Kontakt mit der Berufsberatung aufnehmen. Auch Auszubildende, die während der Probezeit ihre Stelle verlieren, sollten sich umgehend wieder bei der Berufsberatung melden, um möglichst nahtlos eine Anschlussalternative zu finden.

Eine Terminvereinbarung bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda ist möglich unter den Service-Rufnummer 0661 17 111 und 0800 4 5555 00 (kostenfrei).