Landkreis Hersfeld-Rotenburg:
Landkreis will App zur digitalen Kontaktermittlung einsetzen

COVID19-Live-Blog

Ein Artikel von Redaktion (pm)

Nach Monaten im Dauer-Lockdown und einem ständigen Auf und Ab beim Infektionsgeschehen auf Kreisebene sehnen sich viele Bürgerinnen und Bürger nach Normalität. Die App „Luca“ soll im Landkreis Hersfeld-Rotenburg jetzt dabei helfen, einen entscheidenden Teilsieg in der Bekämpfung der Corona-Pandemie und bei der Kontaktnachverfolgung verbuchen zu können.

Ein wichtiger Schritt hierfür war bereits die digitale Umstellung der Kontaktnachverfolgung und Ermittlung des Infektionsgeschehens auf die Software Sormas. Landrat Dr. Michael Koch sagt: „Dennoch fehlt teilweise das letzte Fünkchen, um vor die nächste regionale Infektionswelle zu kommen. Der Einsatz von Apps wie Luca oder ähnlichen erscheint uns deshalb als eine geeignete Möglichkeit, das zu unseren Gunsten zu ändern.“ Die Verknüpfung von Sormas und Luca könnte die Ermittlung von Infektionsherden und –ketten sowie die Kontaktnachverfolgung entscheidend beschleunigen. „Die Ausbreitung des Virus hat gerade durch die Mutationen deutlich Fahrt aufgenommen. Wir müssen schneller sein als das Virus. Das schaffen wir nur mit digitalen Lösungen“, so Koch weiter.

Die Möglichkeiten durch Apps wie Luca sind deshalb vielversprechend, weil man nicht mehr auf analoge Rückmeldungen warten müsste, zum Beispiel Formulare und Listen von Gästen, die Einzelhandel oder Unternehmen an das Gesundheitsamt übermitteln. Auf dem digitalen Weg fallen zahlreiche Zwischenschritte weg, die viel Zeit kosten. Amtsärztin Adelheid Merle sagt: „Zeit, die wir nicht haben. Dass wir schnell reagieren können, ist gerade jetzt wichtig, da die nächsten Lockerungsschritte der Landes- und Bundesregierung in Aussicht stehen, einhergehend mit Öffnungen von Handel und beispielsweise Schulen, aber auch Museen und Freizeiteinrichtungen.“ Das Gesundheitsamt befürwortet den Einsatz von Apps wie Luca und Co. ausdrücklich. Der Fachdienst Gesundheit der Kreisverwaltung hat gegenüber dem Anbieter der App Interesse bekundet und um einen Kostenvoranschlag sowie weitere Informationen hinsichtlich Meldewegen der Apps und datenschutzrechtlichen Vorgaben gebeten.

Einzelhandel und Gastronomie sehen große Vorteile

Auch aus dem Einzelhandel und der Gastronomie gibt es positive Signale. Der Modehändler Thomas Vockeroth, Inhaber der Bad Hersfelder Sauer-Gruppe sagt: „Wir stehen hier vor der Möglichkeit, der Bevölkerung guten Gewissens einen Teil ihres altbekannten Lebens zurückzugeben. Um eine hohe Effizienz zu erreichen, werden wir die App sowie deren Nutzen in unserem Kontaktnetzwerk streuen. Je mehr Firmen, Händler und gastronomische Betriebe mitmachen, desto besser.“ Vockeroth empfiehlt, gemeinsam mit den Werbegemeinschaften der Händler in Bad Hersfeld, Rotenburg, Bebra und anderen Standorten im Landkreis schnellstmöglich weitere Beteiligte einzubinden.
Ralf Kramer, Inhaber der Rotenburger Biermanufaktur, ist nach eigener Aussage „Feuer und Flamme“ für die App: „Ich habe im vergangenen Sommer innerhalb weniger Tage zwei dicke Ordner mit Kontaktformularen angesammelt. Durch den Einsatz einer solchen App werden alle Beteiligten enorm entlastet. Wir müssen uns darauf einstellen, dass das Virus noch länger Teil unseres Alltags sein wird. Luca kann uns die Situation erleichtern.“

Extra-Info: So funktioniert Luca

Mithilfe der App sind sogenannte „Check-ins“ möglich. Beispielsweise Friseure, Kosmetikstudios, der Einzelhandel und die Gastronomie, die in der App angemeldet sind, erstellen einen QR-Code, über den Kundinnen und Kunden in den entsprechenden Geschäften eigenständig einchecken oder den Code scannen lassen. Zuvor pflegen diese ihre persönlichen Kontaktdaten in der App ein. Sollte ein neues Corona-Infektionscluster identifiziert werden, ist man als Person automatisch im Zusammenhang mit diesem vermerkt. Alle erhobenen Daten sind natürlich digital verschlüsselt und werden anonym gespeichert. Nur das Gesundheitsamt hat Zugriff auf die Daten, die Nutzer hinterlegen: Name, Telefonnummer und Anschrift. Im Fall von Corona-Infektionen werden die Daten aus der App dem Gesundheitsamt für die Kontaktnachverfolgung übermittelt. Der Nutzer wird außerdem gebeten, seine angegebenen Kontakte freizugeben. App wie Luca dienen damit als Schnittstelle zwischen Laboren, die positive Coronatests an das Gesundheitsamt übermitteln, den Bürgerinnen und Bürgern selbst und den besuchten Einrichtungen. Luca könnte auch bei privaten Treffen, Sportveranstaltungen und Konzerten sowie im öffentlichen Personennahverkehr eingesetzt werden.