Kalirevier:
Aktionstag Transformation der IGBCE am 29. Oktober in Betrieben der Region

Wirtschaft

Ein Artikel von Redaktion (pm)

Standorten Aktionen und Informationen im Rahmen des Aktionstages statt. Schwerpunkt bildete das Kali-Revier an Fulda und Werra mit vielfältigen Veranstaltungen.

Der „Aktionstag Transformation“ ist Teil einer „Europäischen Aktion für einen gerechten Strukturwandel“ unter dem Motto „Just Transition“ des Dachverbandes der europäischen In-dustriegewerkschaften IndustriAll Europa, an dem sich EU-weit Mitgliedsorganisationen beteiligen.

Für die Kali- und Salzindustrie (K+S Minerals and Agriculture GmbH) fanden am 29. Oktober Aktionen:

•    von 11:00 bis 12:00 Uhr auf der Schachtanlage Hera des Werkes Werra in Philippsthal im Kreis Hersfeld-Rotenburg (Informationsrunde mit Betriebsräten, der Jugend- und Auszu-bildendenvertretung und der IG BCE-Vertrauensleute) sowie
•    von 13:15 Uhr bis 14:00 Uhr am Werkstor und vor dem Betriebsratsbüro des Werkes Neuhof-Ellers in Neuhof im Kreis Fulda (Verteilaktion von Infomaterial zum Thema sowie Informationsgespräche mit dem Betriebsrat des Werkes) statt.
•    Zudem gab es von 18 bis 20 Uhr die Aktion „Leuchtfeuer“ (Entzünden von Feuerschalen von Betriebsräten und IG BCE-Vertrauensleuten) an den Fabrik- und Schacht-Standorten des Werkes Werra  in Philippsthal (Hattorf), Philippsthal-Heimboldshausen/Ransbach (Schacht Hera), Heringen-Herfa (Schacht Herfa-Neurode), Unterbreizbach und Heringen (Winterhall).


Foto: IGBCE | „Keine Transformation ohne uns!“ fordern Leon Pfeffer (Jugendvertretung), André Bahn (Betriebsratsvorsitzender Werk Werra) und Theresa Kimpel (Jugendvertretung) (vorne v.l.n.r.)

Damit hatten die Mitarbeiter*innen dieser Betriebe die Möglichkeit, sich bei den Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern vor Ort und damit aus erster Hand über diese hoch bedeutsa-men Themen zu informieren. Aushänge an den „Schwarzen Brettern“ ergänzten die Informationen zum Thema „Transformation - Wandel fair gestalten“. Dieses wird in den nächsten Wochen fortgesetzt, u. a. auf den Betriebsversammlungen

An diesem Aktionstag standen zwei Themen mit hoher Relevanz für die Mitarbeiter*innen auf der im Mittelpunkt der Aktionen und Gespräche. So ging es um …   

•    die Transformation, also die Frage, wie der anstehende gewaltige Transformationspro-zess der Industrie sozial gerecht sowie ökologisch und ökonomisch ausgewogen bewältigt werden kann. Hierzu muss die Politik Antworten liefern. In diesem Zusammenhang muss auch die Frage schnellstmöglich beantwortet werden, wie Deutschland und Europa auch in Zukunft als wichtige Industriestandorte erhalten bleiben können. Hinter dem Begriff Transformation verbirgt sich der größte Umbruch seit dem Beginn der Industrialisierung. Das hat seinen Grund in der Gleichzeitigkeit von mehreren fundamentalen Verände-rungsprozessen. Digitalisierung, demographischer Wandel, Defossilisierung, dazu noch die neue Phase der Globalisierung, in der die Verteilung von Produktion und Absatz, von Marktanteilen auf dem Weltmarkt neu bestimmt wird. Jeder einzelne dieser Prozesse be-deutet bereits Strukturwandel. Alle zusammen ergeben eine bislang nicht gekannte Quali-tät der Herausforderungen, zusammengefasst im Begriff der Transformation. In diesem tief gehenden Wandel kommt es darauf an, dass die Interessen der Arbeitnehmer*innen gesehen, gehört und beachtet werden. Deshalb hat die IG BCE die Gestaltung der Trans-formation zu ihrem zentralen Thema gemacht. Mit einer klaren Orientierung: Der Wandel muss fair gestaltet werden. Soziale Gerechtigkeit, Schutz und Sicherheit, neue Beschäfti-gungschancen und der Standard guter Industriearbeit sind für uns auch in der Transfor-mation nicht verhandelbar.

•    den Carbon-Leakage-Schutz (für die Kali- und Salzindustrie): Hierfür verlangen die Be-triebsräte und IG BCE-Vertrauensleute der K+S ein Handlungskonzept. Es muss einen umfassenden Carbon-Leakage-Schutz sowie geeignete energiepolitische Rahmenbedin-gungen zur Dekarbonisierung beinhalten. Grund ist, dass die Kali- und Steinsalzindustrie besonders energieintensiv ist. Angesichts der anstehenden politischen Veränderungen für ein nachhaltigeres und klimaneutrales Europa sowie der herausfordernden Situation am internationalen Kalimarkt steht die Branche – und mit ihr 10.000 Arbeitsplätze – vor exis-tenzgefährdenden Herausforderungen. Denn die internationalen Wettbewerber, insbeson-dere aus Russland und Belarus, produzieren ohnehin zu niedrigeren Kosten, die sich ins-besondere aus den dortigen Umweltschutz-, Klimaschutz-, Sozial-, Arbeitsschutz-, Ge-sundheitsschutz- und Menschenrechtsstandards ergeben. Mit einem klimapolitischen Handlungskonzept, das einen umfassenden Carbon-Leakage-Schutz und geeignete ener-giepolitische Rahmenbedingungen zur Dekarbonisierung (z.B. Zuweisung eines spezifi-schen Anteils an kostenlosen Emissionshandelszertifikaten) vorsieht und zwischen Politik, Industrie und Sozialpartnern abgestimmt ist, soll eine Grundlage geschaffen werden, die eine klimagerechte Transformation und den heimischen Kali- und Steinsalzbergbau über-haupt ermöglicht.

Bereits am 27. Oktober hatte sich der 7. Ordentliche IG BCE-Gewerkschaftskongress mit dem Antrag Nr. B107 zum Thema Carbon-Leakage-Schutz beschäftigt. Nachdem Markus Erbe, Vertrauensleutevorsitzender und Betriebsrat des K+S-Werkes Werra, die Notwendigkeit und Hintergründe den 400 in Hannover anwesenden Delegierten vorgetragen hatte, wurde einstimmig der neugewählte Hauptvorstand der IG BCE und an deren Spitze der Vorsitzende Michael Vassiliadis beauftragt, von Politik und Wirtschaft geeignete Maßnahmen einzufordern.

Stimmen zum Aktionstag:

Friedrich Nothhelfer, Bezirksleiter der IG BCE in Kassel: „Es war von großer Bedeutung, dass sich Betriebe aus dem IG BCE-Bezirk Kassel dem Aufruf angeschlossen haben und die Belegschafts- und Gewerkschaftsvertreter vor Ort auf die Wichtigkeit dieser Themen hinge-wiesen haben. Denn in der Industrie und Gesellschaft stehen wir vor gewaltigen Herausfor-derungen, von deren Gelingen die Existenz ganzer Industrien und Branchen und damit der Beschäftigten abhängig ist.“

André Bahn, Betriebsratsvorsitzender des K+S-Werkes Werra: „Als Vertreter der Beschäftig-ten eines der letzten größeren Bergbaunehmen mit fast 10.000 Mitarbeiter*innen in Deutsch-land wissen wir um die Notwendigkeit der Klimatransformation und wir bekennen uns zu den Klimazielen. Klimaziele sind nur ein Anfang, ein erster Schritt in die Richtige Richtung! Die Transformation findet in den Unternehmen statt! Mit unserer Transformation zum „grünen Kali“ können wir aus Deutschland heraus Pionierarbeit für eine Industriebranche in der ganzen Welt leisten.“


Foto: IGBCE | K+S-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Axel Hartmann (vorne links) gemeinsam mit Kolleg*innen am Standort Neuhof-Ellers.

Axel Hartmann, Betriebsratsvorsitzender des K+S-Werkes Neuhof-Ellers, ergänzt: „Wir ste-hen vor einem gewaltigen Berg von Veränderungen und damit verbundenen Herausforderun-gen. Jetzt geht es darum, die Beschäftigten in unseren Kali- und Steinsalzwerken rechtzeitig mitzunehmen, sie für die hohe Bedeutung der Veränderungsprozesse sowie den damit ver-bundenen Chancen und Risiken zu sensibilisieren. Der Aktionstag war eine gute Gelegenheit dafür und ich freue mich über das breite Interesse bei der Belegschaft.“