Kassel / Kalirevier:
Gut vorbereitet für den Schulstart

Kunst, Kultur & Soziales

Ein Artikel von Redaktion (pm)

Nach den Sommerferien beginnt für viele Familien ein neuer Lebensabschnitt. Am letzten Augusttag werden in Hessen fast 56.000 Kinder eingeschult. Eine ähnlich hohe Zahl von Mädchen und Jungen wechselt auf weiterführende Schulen mit neuen Anforderungen und einem veränderten Lernumfeld. "Für Eltern und Schulanfänger gibt es jetzt einiges zu beachten", weiß Dr. med. Melanie Volkmer von der Krankenkasse KNAPPSCHAFT. Zur richtigen Vorbereitung gehöre auch eine Portion Gelassenheit.

In jedem Fall sollten Eltern den neuen Schulweg mit ihren Kindern ablaufen, um mögliche Gefahren wie Kreuzungen und Straßenüberquerungen zu entschärfen.Volkmer: "Kinder sehen die Welt aus einer anderen Perspektive und haben Schwierigkeiten, auf mehrere Dinge gleichzeitig zu achten oder abzuschätzen, wie weit etwa ein Auto entfernt ist.“ Das Eltern-Taxi bis zum Schulhof sei selten eine gute Lösung. "Kinder, die zu Fuß gehen oder cirka ab dem zehnten Lebensjahren auch Fahrrad fahren, bleiben fitter", ergänzt die Knappschaftsexpertin. Ein ausgewogenes Frühstück, helle oder reflektierende Kleidung bei Dunkelheit sowie ein eng anliegender Ranzen oder Rucksack gehörten zum Rüstzeug für Schulanfänger.

In der Einschulungsphase würden Eltern unaufmerksamer oder impulsiver Kinder gelegentlich mit der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, kurz ADHS Diagnose konfrontiert. Zwei bis fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen stufen Mediziner als krankhaft hyperaktiv ein. Häufiger betroffen sind Jungen. "Da die Diagnose komplex ist, gibt es schon unter Ärzten abweichende Einschätzungen", gibt Dr. Volkmer zu Bedenken. Jüngere Kinder in den Eingangsklassen hätten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, ADHS bescheinigt zu bekommen. „Dabei kann hinter Impulsivität und Hyperaktivität einfach noch eine altersgemäße Unreife stecken", sagt die Knappschaftsexpertin. Laut Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie leidet jeder zwölfte Deutsche darüber hinaus unter auffälligen Lese-Rechtschreibproblemen oder einer ähnlich gelagerten Rechenschwäche. Dr. Volkmer: „Dies ist kein Ausdruck von mangelnder Intelligenz, vielmehr spielen genetische Dispositionen eine große Rolle.“

Die richtige Bildung von Lauten, Silben und Wörtern stellt sich normalerweise mit der Zeit automatisch ein. Betroffene Kinder können die Kombinationen schlechter speichern und vertauschen oft Buchstaben. Eine zeitnahe Förderung eröffnet gute Behandlungsperspektiven.

5 Tipps der KNAPPSCHAFT zum Beginn eines neuen Schuljahres

1. Den neuen Schulweg sollten Eltern mit ihren Kinder einstudieren und mögliche Gefahren aufzeigen. Nutzen sie Fußgängerampeln und Zebrastreifen. Kleine Umwege können die Sicherheit erhöhen.

2. Der Ranzen sollte bei Erstklässlern maximal 15 Prozent des Körpergewichtes betragen. Verteilen Sie die Last und packen keine unnötigen Materialen ein. Bei kurzen Schulwegen kommt es nur selten zu Problemen für Rücken oder Körperhaltung.

3. Stecken Sie nicht zu viel Süßes in die erste Schultüte oder die Frühstücksdose. Achten Sie täglich auf eine ausgewogene Ernährung; gesunde, leckere Pausenbrote mit Obst und/oder Gemüse.

4. Bei manchen Kindern verbirgt sich hinter einem ADHS-Verdacht vielleicht einfach noch Impulsivität und Unreife. Eine ADHS-Diagnose kann auch stigmatisierend wirken, warnen Experten.

5. Kinder mit Legasthenie benötigen die Unterstützung der Eltern, die andere Kompetenzen stärken und weniger auf die Defizite schauen sollten. Wichtig ist eine fachgerechte Förderung in jungen Jahren.